Bertrand LAHAUT
« Einen Mitarbeiter mit Interreg vertraut machen »
Bei einem Interreg-Projekt sind die administrativen, institutionellen und kulturellen Herausforderungen zahlreich. Bertrand Lahaut, Verantwortlicher für Vertrieb und internationale Produktionen am Theater Lüttich, führt Bedingungen aus, die für eine erfolgreiche Durchführung eines solchen Projekts zu erfüllen sind.
Ist die Durchführung eines Interreg-Projekts komplex?
Ja! Am Theater Lüttich hatten wir schon eine gewisse Expertise: Seit 14 Jahren verwalten wir Interreg-Projekte im Rahmen der beiden Euroregionen, der Großregion und der Euroregio Maas-Rhein. Als wir mit Hocine Chabira das Bérénice-Projekt auf die Beine stellten, kannten wir schon die zu beachtende relativ strikte Interventionslogik, die Ziele, Maßnahmen, Finanzpläne und Nachweise für den mit den europäischen Fonds erzielten Mehrwert. Auch nach seinem Start bleibt ein Interreg-Projekt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Der geringste ausgegebene Euro erfordert eine Ausschreibung, die Ausgabenrichtlinien sind komplex. Generell haben sich in den letzten Jahren die Forderungen der europäischen Union stark verschärft. Aber es lohnt sich. Es steht außer Frage, dass ohne diese zweckgebundenen Fördermittel das Bérénice-Projekt nicht stattgefunden hätte. Die Durchführung von Workshops mit Geflüchteten gehört zum Beispiel nicht zum „Kerngeschäft“ unserer Einrichtung, deren erste Aufgabe die Aufführung von Schauspielen ist.
War es einfach, Einrichtungen aus verschiedenen Ländern dazu zu bringen, miteinander zu arbeiten?
Die aufgetauchten Schwierigkeiten waren im Endeffekt nicht direkt der Zusammenarbeit zuzuordnen, sondern eher den strukturellen Unterschiedenen. Einige Einrichtungen waren groß, mit einer sehr hierarchischen, relativ belastenden Organisation, bei der alle Entscheidungen mit Vorgesetzten abgestimmt werden mussten, was ein schnelles Handeln erschwert. Bei unseren Partnertreffen konnten nicht immer verbindliche Entscheidungen getroffen werden.
Was würden Sie Einrichtungen empfehlen, die ein Interreg-Projekt initiieren möchten?
In erster Linie empfehle ich, einen Mitarbeiter für die administrative Verwaltung des Projekts einzustellen und ihn mit diesem Programm vertraut zu machen. Es ist ein absolutes Muss, denn das Interreg-Programm ist sehr spezifisch und dessen administrative Bearbeitung sehr zeitintensiv. Die Liquiditätslage muss ebenfalls solid sein, da das Geld vorgestreckt werden muss. Selbst für unser Haus war es nicht so einfach und ein Stressfaktor. Die ersten Gelder haben wir zwei Jahre nach deren Ausgabe zurückerstattet bekommen. Andere europäische Programme – aber nicht im grenzüberschreitenden Bereich – sehen eine Vorfinanzierung vor, was für die Teams viel einfacher ist.